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Leitfaden zur Projektorganisation
Step by Step zu einem Projekt
Was ist ein Projekt?
Projekte gibt es in verschiedener Ausführung. Sie können im Unterrichtsfach ohne Beteiligung anderer Fachkräfte wie Künstler/innen oder Lehrer/innen anderer Fächer abgewickelt werden, oder sie sind Klassen-, Fächer- und/oder Schulübergreifend. Letztere finden außerhalb des »normalen« Unterrichts statt. Sie sind in der Regel komplexe, interaktive Vorhaben, die in Teamarbeit umgesetzt werden.
Im Grundsatzerlass zum Projektunterricht steht, dass »Projektunterricht den allgemeinen Bildungsanliegen der Schule entspricht. Die Projektmethode versteht sich als ein Weg zur Erreichung der Bildungsziele. Die angewandten Methoden des Unterrichts bzw. Lernens und die Formen der Unterrichtsorganisation sollen einander konstruktiv ergänzen, bilden jedoch fallweise auch einen sinnvollen methodischen Kontrast zueinander.
Dies gibt dem Schüler / der Schülerin die Gelegenheit zu erkennen, welche Eigenart oder Möglichkeiten der Problemlösung die verschiedenen Methoden bzw. Betrachtungs- und Verfahrensweisen jeweils beinhalten«.
Aus der Erfahrung mit verschiedenen Projekten sind zudem noch andere Qualitäten erforderlich: neben inhaltlichem, methodischem und didaktischem Know-how benötigen Lehrer/innen auch Managementfähigkeiten, z.B. um Teams zu führen und um »schulfremde« Personen in den schulischen Ablauf zu integrieren.
In dieser kurzen Zusammenstellung finden Sie:
- 5 Schritte zu einem Projekt
- ausführlicher Teil zur Projektabwicklung
- Projektleitfaden als Mustervorlage
Für weiterführende Informationen empfehlen wir Ihnen den Projektleitfaden des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur, den Sie gerne kostenlos im Projektbüro von »Europa macht Schule« anfordern können.
1. Fünf Schritte zu einem Projekt
Erster Schritt | Die Idee
Die meisten Projekte – oft auch in Form von Kooperationen mit »schulfremden« Institutionen – entstehen durch:
- Themenbezug zum Unterricht
- persönlicher Bezug zu einem spezifischen Themenkomplex
- Interesse einzelner Schüler/innen
- eine »schulfremde« Institution bietet Dienstleistungen für Schulen an
- »Themenjahr« (Todestag eines Kulturschaffenden, Staatsjubiläum etc)
Die ersten Schritte zur Konkretisierung des Vorhabens:
- Gespräch zwischen Lehrer/in und den Schüler/innen um prinzipielles Interesse abzuklären
- In der Schule werden – je nachdem ob nur ein Fach oder mehrere Fächer involviert sind – Ideen gesammelt (Methode: Brainstorming etc)
- Im Fall der Zusammenarbeit mit »externen« Personen: Gespräch zwischen Lehrperson(en) und den »schulfremden« Projektbeteiligten hinsichtlich einer gemeinsamen Kooperation
- Schüler/innen treten in Kontakt mit »schulfremden« Personen und recherchieren zu diesem Kontext
- Ideen werden gebündelt zu Themengruppen und dann argumentativ abgewogen (was ist realisierbar, welche Mittel stehen zu Verfügung, welches Können/Know How ist vorhanden etc)
Zweiter Schritt | Konzeption oder die Idee wird konkret
In der Konzeptionsphase ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Lehrer/innen und Schüler/innen und – so gegeben, externen Projektbeteiligten – wünschenswert:
- alle Beteiligten klären den Arbeitsumfang (Schule wie »Externe«)
- Inhalte werden definiert: Hauptziel und Art des Projekts (künstlerischer Bereich, ins Auge gefasstes Thema, Ziele, Dimensionen,...)
- das Projekt erhält einen Namen
- Zeitschiene wird definiert: Terminplan (Treffen, Unterrichtseinheiten, Ausstellungen, Aufführungen, ...)
- Erforderliche Ressourcen (an Personen und Material) und zur Verfügung stehendes Budget (lokale und regionale Körperschaften) werden geklärt
- Ansprechpersonen festgelegt: Teams und Teilnehmer/innen des Projekts (Lehrende, Kunstschaffende, Partner/innen,...)
Dritter Schritt | Umsetzung
Hier wird arbeitsteilig zwischen
- Pädagogik (Schule),
- Content (Schule und/oder Externe) und
- Umsetzung (Technik zur Realisierung) vorgegangen.
Pädagogik / Schule:
- Festlegung der fächerbezogenen Lernziele im Rahmen des Unterrichts (z.B. der Kunsterziehung)
- informiert über die pädagogischen Fertigkeiten, die mit einem Kunstprojekt verbunden sind
- Aneignung von Methoden der Lernziel-Vermittlung im betreffenden Bereich
- Vorbereitung der Schüler/innen auf die Zusammenarbeit mit dem Künstler/der Künstlerin im Rahmen des gewählten künstlerischen Bereiches
- Einführung der Schüler/innen in das Thema des Projektes
- Festlegung der technischen Realisierung (z.B. welche Materialen, Techniken verwendet werden)
Content / Schule und/oder Externe (z. B. Künstler/in):
- beratende Unterstützung für die Kontinuität der Aktivitäten unter gleichzeitiger Sicherstellung der Autonomie des Projekts
- Anregung von neuen Zielsetzungen (»Kursänderungen«) im Sinne einer positiven Weiterentwicklung der bereits begonnenen Unternehmungen
- Den Expert/innen kommt hierbei keine Oppositionsrolle zu, es handelt sich viel-mehr um eine konstruktive, partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der Schule.
Umsetzung / Technik zur Realisierung:
- Fachkenntnisse im jeweiligen Gebiet werden grundsätzlich von der Schule bereitgestellt und von den in das Projekt involvieren Expert/innen (Künstler/innen)
- zu Berücksichtigen und einzubinden sind Fachkenntnisse, die Schüler/innen mitbringen (z. B. Programmierkenntnisse bei der Realisierung von EDV-Projekten etc.)
Vierter Schritt | Die Präsentation
Im Idealfall kann die Präsentation aus dem schulinternen Umfeld (Klasse oder Präsentation in der Aula) heraustreten und an die Öffentlichkeit gehen
- Präsentation der Ergebnisse / Dokumentation im realen Umfeld: im Schulverband, Einbeziehung des schulischen Umfeldes (Gemeinde), örtlicher Museen, der Familien, von Projektpartner/innen, ...
-
Präsentation der Ergebnisse im Umfeld von »Europa macht Schule«:
- Auszeichnung von Siegerprojekten / Siegerarbeiten in einer bundesweiten Jury
- Publikation von Siegerprojekten
- Publikation von Siegerprojekten auf der Projektwebsite www.europa-macht-schule.at
- In Form von sichtbaren Ergebnissen: Dokumentation, Aufführung, Ausstellung, Konzert...
Fünfter Schritt | Das Feedback
Treffen zur Auswertung des Projektes mit allen Beteiligten (Schüler/innen – Lehrer/in – Künstler/in – sonstige Partner/innen):
- Welche Kompetenzen wurden vermittelt?
- Welche Erfahrungen für die Schüler/innen?
- Welcher Nutzen für den Unterricht?
- Welchen Nutzen/Mehrwert für die »schulfremden« Projektpartner/innen?
- Öffentlichkeitsrelevanz
2. Ausführlicher Teil zur Projektabwicklung
Kurzzusammenfassung der einzelnen Schritte:
Abgrenzung verschiedener Projektebenen
1) sachliche / inhaltliche Ebene
- Projektbezeichnung:
- Welchen Titel / Untertitel hat das Projekt?
- Ausgangssituation:
- Was ist die Problemstellung?
Welche Voraussetzungen, Rahmenbedingungen liegen bereits vor?
Was war der Anlass für dieses Projekt? - Zielsetzung:
- Was will / soll das Projekt erreichen?
Woran kann der Projekterfolg festgestellt werden? - Hauptaufgaben:
- Was ist durch das Projekt zu tun?
Was sind die wichtigsten Tätigkeiten?
Was wird nicht vom Projekt behandelt?
Was ist nicht Aufgabe dieses Projekts? - Ressourcen:
- Notwendige Sach-/Geldmittel
Notwendige Personen (intern / extern)
2) zeitliche Ebene
- Anfangsereignis:
- Welche Aktivität stellt den Projektanlass dar? Was ist die erste Aktivität in dem Projekt?
- Anfangstermin:
- Datum
- Meilensteine:
- Wichtige Ereignisse / Kontrollpunkte mit Datum
- Endereignis:
- Letzte Aktivität im Projekt
- Endtermin:
- Datum
3) soziale Ebene (Projektarchitektur)
- Projektinitiator/in:
- Person, Gremium, Funktion
- Projektrealisierung:
- Leitung: Projektleiter/in (eine Person), Stellvertreter/in
Team: (kleine) Gruppe von Personen, ev. Untergruppen - Adressaten:
- An wen richtet sich das Projekt?
Vorrangige Ziele des Projektunterrichts (aus dem Grundsatzerlass zum Projektunterricht kurz zusammengefasst):
- selbstständiges Lernen und Handeln
- eigene Fähigkeiten und Bedürfnisse erkennen und weiterentwickeln
- Handlungsbereitschaft entwickeln und Verantwortung übernehmen
- ein weltoffenes, gesellschaftlich-historisches Problembewusstsein ausbilden
- kommunikative und kooperative Kompetenzen sowie Konfliktkultur entwickeln
- organisatorische Zusammenhänge begreifen und gestalten
Diese Ziele des Projektunterrichtes finden sich auch in den Thesen der UNESCO Kommission zur »Bildung für das 21. Jahrhundert« unter der Leitung von Jacques Delors. Die im Kapitel »Lernfähigkeit: Unser verborgener Reichtum« definierten Qualitätsdimensionen besagen:
- Learning to know:
- Erwerb von intelligentem Wissen
- Learning to do:
- Erwerb von anwendungsfähigem Wissen
- Learning to live together:
- Erwerb sozialer Kompetenzen (Gruppenverhalten)
- Learning to be:
- Erwerb von Wertorientierungen
- Learning to understand:
- Erwerb von variabel nutzbarer Schlüsselqualifikationen (anwendungsfähiges Wissen) (Michael Schratz und Bernhard Weiser fügten dieses Kriterium dazu)
Aufgaben der Projektteilnehmer/innen
Die Aufgaben der in das Projekt involvierten Personen sind u. a.:
- Didaktik (Lehrer/innen)
- Ideenfindung/Projektvorbereitung (Lehrer/innen, Schüler/innen, externe Partner/innen)
- Zielformulierung (alle gemeinsam)
- Vorbereitungszeit (vorwiegend Lehrpersonen)
- Prozessbegleitung und Prozesssteuerung (Projektleiter/in, Lehrer/in, externe Personen)
- Projektdurchführung (alle)
- Projektpräsentation (Schüler/innen)
- Dokumentation der Arbeitsschritte (Lehrer/innen, Schüler/innen)
- Evaluierung (auch durch nicht in das Projekt involvierte Personen)
Didaktik
Als didaktische Leitlinien können folgende Punkte hilfreich sein:
- Differenzierung nach den individuellen Möglichkeiten, Ansprüchen und Bedürfnissen der Lernenden innerhalb der Lerngruppe
- Erkenntnisgewinn und Bewusstmachung von Zusammenhängen und Strukturen anhand von Beispielen (exemplarisches Lernen)
- Vermittlung der Fähigkeit selbstständig zu lernen und mit Wissen umzugehen (Lernen lernen, Anwenden lernen, Vermitteln lernen)
- Verbindung von theoretisch-begrifflichem Lernen und Lernen durch konkretes Handeln und Experimentieren
Ideenfindung/ Projektvorbereitung
Die erste Phase, die Projektvorbereitung, dient daher der Ideenfindung zu einem Thema und der Formulierung eines klaren Projektauftrags. Am Ende sollten alle beteiligten Personen wissen, was sie leisten können und wohin sie wollen.
Häufig ist es in der Schule so, dass der eigentlichen Projektentstehung eine Themenfindungsphase vorgelagert ist, in der erst einmal abgeklärt wird, was man überhaupt tun will. Dabei prallen nicht selten die unterschiedlichsten Vorstellungen aufeinander, und die Themenfindung wird bereits zum Stolperstein.
In vielen Schulprojekten ist die Themenfindung ein gemeinsamer Prozess zwischen Lehrer/in, Schüler/innen und externen Partner/innen (z. B. Künstler/innen). Oft ist der erste Kick off mit einer Exkursion verbunden (Besuch in einem Museum, bei einem Künstler / einer Künstlerin, etc.). Die daraus entstehende Ideenflut wird im Unterricht kanalisiert.
Eines ist den meisten Projekten ident: die grobe Themenauswahl wird von den Lehrer/innen vorgenommen; die Schüler/innen können und sollen aber bei der konkreteren Themenfindung ihre Vorstellungen und Kreativität einbringen.
Als Methode hat sich in vielen Prozessen zur Ideenfindung das Brainstorming oder Mindmapping durchgesetzt. Wichtig ist hier, dass alle Vorschläge zugelassen und diese in dieser Phase nicht zu kommentieren oder zu bwerten (gut oder schlecht) oder bereits eine vertiefende Diskussion zu beginnen.
Als Ergebnis dieses Prozesses sollten alle Vorschläge gut sichtbar dargestellt sein.
Erst in einem zweiten Schritt wird eine einschränkende Auswahl getroffen. Die Klärung von Projektziel und Projektidentität ist für alle Beteiligten eine entscheidende Frage. Findet sich die Gruppe als ganzes in dieser Projektidentität wieder, so ist die Basis für einen erfolgreichen Arbeitsprozess geschaffen. Findet sich der/die Einzelne darin wieder, so ist ein wesentlicher Grundstein für die eigene Motivation gesetzt. Es lohnt sich, zunächst einen allgemeinen Projektauftrag zu formulieren, bevor man sich auf detaillierte Arbeitsziele überhaupt einlässt. Die Arbeit mit »Schlüsselwörtern« und einer »Werbebotschaft« ist in dieser Phase sehr brauchbar. Hilfreich kann es auch sein, die »Nicht-Ziele« zu definieren, um zu den eigentlichen Zielen zu kommen.
Durch die Formulierung der Ziele und der Nichtziele erreicht man im optimalen Fall Klarheit darüber, was man alles erreichen möchte. Über den Realitätsgehalt der Ziele ist damit noch nicht unbedingt sehr viel ausgesagt, Utopisches hat in dieser Phase noch immer Platz.
Geklärt werden muss daher bereits in der Vorbereitungsphase, was machbar ist und wer (in Konfliktfällen) entscheidet. Wenn es sich um Vorhaben handelt, die die ganze Schule betreffen, kommen dafür die Direktion, die Lehrerkonferenz oder der Schulgemeinschaftsausschuss in Frage. Ähnliches gilt bei Klassenprojekten: Wenn es um Aktivitäten geht, die alle betreffen, dann müssen auch alle entscheiden. Wenn es um eine Gruppe geht, dann ist diese das Entscheidungsorgan. Und wenn reale Auftraggeber existieren, werden diese entscheiden.
Zielformulierung und Planung
Durch die Formulierung von Zielen werden auch unterschiedliche Interessen sichtbar, Unterthemen können diskutiert werden und ein anzustrebendes Ergebnis festgelegt werden. Die vorhandenen Rahmenbedingungen und Ressourcen müssen analysiert werden und in der Planung Berücksichtigung finden, die Verantwortlichkeiten für die einzelnen Teilbereiche müssen festgelegt werden.
Vorbereitungszeit
Diese Zeit dient der umfassenden Informationsbeschaffung, der Besorgung notwendiger Arbeitsmaterialien, der Planung von Exkursionen, Diskussionen mit Fachleuten, Filmvorführungen u.ä. Im Zuge dieser Vorbereitungsarbeiten können sich organisatorische oder inhaltliche Änderungen am Projektplan als notwendig erweisen.
Prozessbegleitung und Prozesssteuerung
Projektunterricht wird als Zusammenwirken möglichst vieler nachstehender Merkmale verstanden:
- Orientierung an den Interessen der Beteiligten:
- Für die Auswahl des Projektthemas sind die Interessen der Schüler/innen und Lehrer/innen von entscheidender Bedeutung. Die Themenwahl hängt dabei nicht nur vom Inhalt, sondern auch von den vorgesehenen Handlungsformen ab. In vielen Fällen kann sogar die Form der Aktivität Priorität bei der Entscheidung haben und der behandelte Inhalt erst im Laufe der Arbeit »interessant« werden.
- Selbstorganisation und Selbstverantwortung:
- Die Ziele des Projekts, Art und Methode des Lernens wie auch die Kriterien der Beurteilung werden gemeinsam festgelegt. Lehrer/innen und Schüler/innen besorgen sich alle notwendigen Informationen und leiten daraus die entsprechende Planung ab. Das Erlernen von Planungsstrategien, der Umgang mit Ressourcen und das Finden von Möglichkeiten, erarbeitetes Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten anderen weiterzugeben, ebenso wie die konstruktiv-kritische Einschätzung der eigenen Leistung und der Leistung anderer, sind explizite Lerninhalte und Lernziele.
- Zielgerichtete Planung:
-
Für eine sinnvolle Projektdurchführung ist eine gemeinsame Festlegung von Lern- und Handlungszielen
unabdingbar. In gleicher Weise müssen auch die Art der geplanten Tätigkeiten, die Arbeitsformen, in denen
gearbeitet werden soll, die zur Verfügung stehende Zeit und die verschiedenen Verantwortlichkeiten
besprochen, geplant und vereinbart werden. Planung ist ein Kernelement des Projektmanagements, und es ist
auch aus pädagogischen Gründen ein absolutes Muss. Eine wirkliche Beurteilung des (eigenen) Lernfortschritts
ist nur dann möglich, wenn es eine überprüfbare Grundlage von angestrebten Zielen und erreichten Ergebnissen
gibt. Die angestrebten Ergebnisse sind nichts anderes als die formulierten Planungsunterlagen.
Das Selbstverständnis der Planungsgruppe soll möglichst klar definiert, die Organisationsstruktur, die Arbeitsweise der Gruppe und der Zusammenhang zur Schule als Gesamtsystem sollen geklärt werden. Die Projekttechnik hat sehr viel mit Organisation zu tun und dafür eigene Instrumentarien geschaffen. Im Kern geht es darum, wie das Zusammentreffen von Menschen in Arbeitssituationen gestaltet sein soll, damit optimale Ergebnisse erzielt werden. Welche Arbeitsformen erweisen sich also in welchen Situationen als die sinnvollsten?
- Interdisziplinarität:
- Im Mittelpunkt von Projektunterricht steht ein Thema, ein Problem, zu dessen Bearbeitung bzw. Lösung die entsprechenden Fachdisziplinen herangezogen werden sollen. Projektunterricht soll mithelfen, »vernetztes Denken« und ganzheitliche Betrachtungsweisen zu erlernen. Die Aneignung dieser Fähigkeiten wird durch unterschiedliche Problemsichten und interdisziplinäres Herangehen an ein Thema gefördert, kann jedoch auch in einem einzelnen Unterrichtsgegenstand stattfinden.
- Erwerb sozialer Kompetenzen:
- Durch die gemeinsame Arbeit an einem Thema oder auch durch das Vorhaben, gemeinsam ein bestimmtes Ziel zu erreichen, entsteht die Notwendigkeit, neue Kommunikationsformen zu erproben, um miteinander und voneinander lernen zu können. Kommunikation und Kooperation, Konfliktlösungsstrategien, Koordination zwischen Gruppen, Umgang mit Kritik, Beurteilung und Kontrolle etc. werden dadurch zu Lernfeldern. Soziale und sachliche Ziele stehen gleichberechtigt nebeneinander. Öfters gibt es in der Schule bei Projekten eine sehr unklare Aufteilung der Verantwortlichkeiten. Insbesondere die Leitungsfrage wird häufig offengelassen. Wir schlagen hier folgendes vor: Einzelne Schüler/innen sollen ergebnisverantwortlich die Zusammenstellung und Leitung von Teams sowie die Durchführung von Kleinprojekten oder Projektabschnitten übernehmen. Die Lehrpersonen sollten vorwiegend als Projektbegleiter/innen agieren und sich nicht in der unmittelbaren Schüler/innenarbeit verlieren.
- Wirkung nach außen:
- Projektunterricht inkludiert innerschulische und außerschulische Realitäten. Schüler/innen beteiligen sich aktiv an der Gestaltung des gesellschaftlichen Umfelds. In der Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen ist es ratsam, sich Vertreter/innen der Einrichtungen in das Team zu holen, damit beide Parteien – Schule und Partnereinrichtung – ein optimales Außenbild erarbeiten können. Wichtig bei dieser Arbeit ist, dass beide Parteien von der Arbeit profitieren.
- Rolle der Lehrer/innen:
- Die Aufgaben des Lehrers / der Lehrerin liegen neben der fachlichen Kompetenz verstärkt in der Hilfestellung bei der Strukturierung von Planungs- und Entscheidungsprozessen und der dazu notwendigen didaktischen und organisatorischen Bedingungen, bei der Vermittlung arbeitsmethodischer Kompetenzen sowie der Bewusstmachung gruppendynamischer Prozesse und der Unterstützung von Reflexionsprozessen.
- Rolle der externen Personen:
- Diese Rolle ist durch das Einbringen bestimmter fachspezifischer Wissensbereiche definiert. Auf der einen Seite könnte dies die Bereitstellung von Informationen zu Fachfragen, die konkrete Hilfestellung für die Schüler/innen vor Ort z. B. im Museum sein, oder aber Vermittlung von technischem Know How bei der Realisierung. In der Zusammenarbeit zwischen Schule und externen Personen sollte es zu einem regelmäßigen gemeinsamen Informationsaustausch kommen, so dass alle am Projekt beteiligten den annähernd gleichen Informationsstand haben.
- Einbeziehung verschiedener Kompetenzen und Arbeitsweisen:
- Die sinnvolle Verbindung von körperlicher und geistiger Arbeit, von Erkenntnisgewinn und Anwendung im praktischen Handeln sowie die Einbeziehung möglichst vieler verschiedener Arbeitsweisen stellen eine wichtige Qualität von Projektunterricht dar.
Projektdurchführung
In diesem Abschnitt wird die inhaltliche Hauptarbeit geleistet. Die geplanten Vorhaben werden von den Schüler/innen möglichst selbstständig durchgeführt, die Lehrer/innen stehen dabei als koordinierende Berater/innen, Expert/innen und als »Konfliktmanager/innen« zur Verfügung. Während dieser Zeit ist es besonders wichtig, in (kurzen) Reflexionsphasen (»Fixpunkten«) Erfahrungen und Zwischenergebnisse auszutauschen, aufgetretene Probleme zu besprechen, koordinierende Maßnahmen zu setzen, den Verlauf des Projekts und die emotionale Befindlichkeit der Projektmitarbeiter/innen zu überprüfen.
Projektpräsentation
Projektunterricht ist durch einen klar erkennbaren Abschluss gekennzeichnet. Dabei haben alle Beteiligten die Gelegenheit, ihre Arbeitsergebnisse einander vorzustellen und wenn möglich einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Entscheidend für die Wahl des Projektabschlusses muss sein, dass die Schüler/innen durch die Präsentation Anerkennung und Kritik ihrer Arbeit erfahren und dass die Ergebnisse des Projekts kommunizierbar werden.
Projektdokumentation
Die Dokumentation ist Teil des Projekts und eine wesentliche Grundlage für Präsentation, Öffentlichkeitsarbeit, Reflexion und Evaluation. Sie sollte daher Informationen über alle wichtigen Ergebnisse, Stadien des Arbeitsprozesses und Erfahrungen der Projektmitarbeiter/innen liefern.
Die Dokumentation sollet folgende Punkte beinhalten:
- Gesamt- und herausragende Teilergebnisse
- Projektverlauf
- Reflexion der Zusammenarbeit mit externen Partner/innen
- Anregungen zur Weiterentwicklung
- Darlegung der verwendeten Methoden und Vorgangsweisen, in Form einer Übersicht für die Partner/innen
- Stimmen der Beteiligten
- Fotos
- Medienecho, Pressestimmen
- Allfällige Evaluierungsergebnisse
Projektevaluation
Die Evaluation dient der Überprüfung der Projektergebnisse und der Weiterentwicklung der Qualität künftiger Projekte. Grundlage für die Zielformulierungen in der Planungsphase sind die Fragestellungen: Was wollen wir zu welchem Zweck und mit welchen Mitteln erreichen?
Prozessbegleitend und am Ende des Projekts werden diese Ziele auf Basis der gesammelten Daten hinsichtlich ihrer Erreichung bzw. Umsetzung systematisch bewertet.
In den Phasen der Projektreflexion werden die Erfahrungen der Beteiligten und die laufenden Prozesse besprochen. Die Projektreflexion ist ein unabdingbares Element der Evaluation. Sie erfolgt grundsätzlich durch die Akteur/innen selbst; um die Gefahr «blinder Flecken» in der eigenen Wahrnehmung zu vermeiden, ist es jedoch in manchen Bereichen der Evaluation unerlässlich, auch eine Außensicht einzubeziehen («kritische Freund/innen», Projektpartner/innen, Evaluierungs-Expert/innen).
3. Projektleitfaden als Mustervorlage
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